Wie aus dem Verwaltungsbericht des Bürgermeisters Sternberg über die Jahre von 1851 bis 1862 zu ersehen ist, haben sich die Stadtvertreter auch schon vor Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Velbert im Jahr 1872 Gedanken über den Brandschutz in Velbert gemacht.
Entsprechend der Feuerordnung aus demJahr 1807 war auch die Gemeinde Velbert gezwungen eine sogenannte Pflichtfeuerwehr zu unterhalten. Im o.g. Verwaltungsbericht wird erwähnt, dass seitens desBürgermeisters am 29. März 1852 eine ergänzende Feuerlösch-Ordnung erlassen wurde, in der die Pflicht der Gemeinde-Glieder und der dem Brand zunächst wohnenden Pferdebesitzer besser als bisher geregelt wurde.
Weiter können wir dem Bericht entnehmen, dass im Jahre 1853 dem Ort Velbert eine kupferne Spritze von der Aachener und Münchener Feuer-Versicherung geschenkt wurde. Die Aufsicht über die Löschgeräte und jährliche Überprüfung der Spritzen wurde bereits im Jahr 1851 an 2 Techniker übertragen, die gegen ein Fixum auch die Reparatur kleinerer Mängel nach stattgefundenen Bränden zu beheben hatten. Auch die Ausrüstung zur damaligen Zeit wird erwähnt, so sollen Spritzenhäuser, Spritzen,Schläuche und Eimer in gutem Zustand sein, doch müssten im Folgejahr hin und wieder neue Brandhaken und Leitern angeschafft werden.
Wie langsam schon damals kommunale Mühlen mahlten, kann man dann daran erkennen, dass bis 1851 in Velbert kein einziger öffentlicher Brunnen vorhanden war, obwohl bereits im Jahr 1808 beschlossen wurde, 3 Brunnen mit Pumpen zu errichten. Genau wie heute ging es auch damals schon um’s liebe Geld und die Finanzierung eines solchen Vorhabens gestaltete sich sehr schwierig. Nur durch den persönlichen Einsatz des Bürgermeisters, der durch Sammlungen bei Interessenten 80 Taler zusammen brachte und mit 95 Talern, die auf die Bürger umgelegt werden mussten, konnte 1856 der 1. Brunnen mit gusseiserner Pumpe gebaut werden, der selbst im wasserarmen Jahr 1857 ausreichend Wasser lieferte. Mit einem Zuschuss von 50 Talern der Rheinischen Provinzial Feuerversicherung, einer Spende von 22 Talern und dem Beitrag der Ortsbewohner mit 164 Talern und 19 Groschen wurde 1858 ein 2. Brunnen fertig, indem ein alter trockener Brunnen an der evangelischen Schule vertieft und mit Pumpe versehen wurde. Nachdem es Bürgermeister Sternberg gelungen war von einer ihm befreundeten Direktion einer Privat-Feuerversicherungs-Gesellschaft einen Betrag von 50 Talern zu erhalten und auch die Einwohner des betreffenden Bezirks einen freiwilligen Beitrag von 42 Talern leisteten, konnte im Jahr 1859 mit dem Bau eins 3. Brunnens im nördlichen Teil der Stadt begonnen werden. Zu den freiwilligen Beiträgen von 92 Talern mussten die Einwohner noch 237 Taler zuschießen. Zu diesem Preis konnte der Brunnen aber noch nicht ausgemauert werden, was bei dem zerklüfteten Gestein jedoch notwendig ist und nun 1863 erfolgen soll.
In den letzten Absätzen des Verwaltungsberichts beschreibt der Bürgermeister die Brandschäden der letzten 12 Jahre und die Beteiligung der einzelnen Versicherung an der Schadensregulierung und die den Versicherungen zugeflossenen Beiträge und damit deren Überschuss.
Interessant ist auch, dass im Jahr 1855 der Schornsteinfegerbezirk Neviges, bestehend aus Langenberg, Hardenberg und Wülfrath geteilt wurde, und nun die Gemeinden Velbert und Wülfrath eigene Bezirke bildeten. Dem nach Velbert zugezogenen Schornsteinfegermeister Hüttenmeister wurde der hiesige Bezirk zugeteilt. (Über100 Jahre lang sollte der Name Hüttenmeister in Velbert fest verbunden sein mit dem Begriff Bezirksschornsteinfegermeister)
Was mir aufgefallen ist:
1856 wurde der 1. Brunnen gebaut - Kosten 175 Taler 1858 der 2. Brunen kostete schon 236 Taler (+19 Groschen) 1859 der 3. Brunnen, kostet nicht ausgemauert schon 329 Taler
Ein Ausschnitt des Verwaltungsberichts ist als PDF-Datei
angefügt.
Carl Wilhelm Sternberg war der 1. Velberter Bürgermeister, der nicht von der Obrigkeit eingesetzt wurde, sondern von den Stadtvertretern am 19. März 1851 gewählt wurde. Eine ganze Reihe von Versorgungseinrichtungen geht auf sein Konto. Gegen den Widerstand einiger Gemeinderäte ruft er die Armenpflegeordnung ins Leben, legt die Grundlage für die
Finanzierung eines Armen-, Kranken- und Waisenhauses. Kommunalgesetze
sowie die Sparkasse sind ebenso sein Verdienst wie der Antrag auf
Verleihung der Städteordnung 1856.
Und: erstmals seit Bestehen der Bürgermeisterei brachte Sternberg 1862
einen Verwaltungsbericht (!) heraus, der in typisch preußischer,
nüchterner Art Rechenschaft über seine und die Arbeit der kleinen
Verwaltung ablegte sowie Einblick in die Stadtentwicklung gab. Auch
beschritt er neue Wege, indem er für den Straßenbau Arbeitslose
einsetzte. Mit einigen Ideen schaffte sich Sternberg keine Freunde. So
erfand er die Lustbarkeitssteuer für Veranstaltungen, um das Stadtsäckel
zu füllen.
Trotz seines unermüdlichen Einsatzes für seine Heimatstadt wird der
Bürgermeister nach zwölf Jahren Amtszeit nicht wiedergewählt. Missgunst
und Misstrauen, so vermutet man heute, dürften für diese Niederlage
verantwortlich gewesen sein. Ein Untersuchungsverfahren gegen ihn ging
aus wie das Hornberger Schießen.
Diese Anmerkung wurde entnommen aus DER WESTEN Das Portal der WAZ Mediengruppe von Achim Hodde v. 18.04.2008