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Löschgruppenfahrzeug  -  LF 15    (früher KS 15)


"Stosswagen"  -  KS 15 mit Tragkraftspritzenanhänger auf dem Hof der alten Feuerwache Nordstraße

Am 21/22 Dezember 1938 berichtet die Velberter Zeitung von der Anschaffung eines “Stosswagens“ für die Feuerlöschpolizei Velbert, so wurde die Feuerwehr zu der Zeit kurz vor dem Krieg genannt. Bei dem sogenannten Stosswagen handelte es sich um ein Kraftspritzenfahrzeug mit der damaligen Bezeichnung KS 15. Die Bezeichnung KS 15 entstammt der durch das Reichsluftfahrtministerium 1934 festgelegten einheitlichen Baumuster für Löschfahrzeuge, die Kraftzugspritze KzS 8, und die Kraftspritzen KS 15 und KS 25. Nach dem Reichfeuerlöschgesetz von 1938 durften dann auch nur noch Fahrgestelle der Nutzlastklassen 1,5 t, 3,0 t, 4,5 t und 6,0 t benutzt werden

Hersteller des Fahrzeugs war die als Feuerwehrausrüster bekannte Fa Koebe aus Luckenwalde. Aufgebaut wurde das Fahrzeug auf dem Fahrgestell eines Opel-Blitz. Die 75 PS sollen das 3 Tonnen schwere und fast 7 m lange Fahrzeug bis auf die Höchstgeschwindigkeit von 75 km/h gebracht haben. Entsprechend den damaligen Vorschriften wurde das Fahrzeug in Polizeigrün ausgeliefert. Der angebaute Arbeitsscheinwerfer war zur Beleuchtung der Einsatzstelle in alle Richtungen schwenkbar und konnte bei Einsatzfahrten mit einer blauen Kobalt-Vorsatzscheibe versehen werden. Leider war bei der Anschaffung des Fahrzeugs auf eine Feuerlöschpumpe verzichtet worden. Die Fa. Koebe lieferte die Fahrzeuge auch mit Vorbaupumpe aus und im hinteren Teil des Wagens wäre auch Platz für eine tragbare Spritze gewesen. So jedoch musste für den Einsatz zunächst immer ein Anhänger mit einer Tragkraftspritze mitgeführt werden. (s. Bild oben)



Im Zeitungsbericht wird besonders auf das Platzangebot mit den bis zu 11 Sitzplätzen für die Einsatzkräfte im Inneren des Fahrzeugs eingegangen. Dies beruht darauf, dass es in früheren Jahren, d.h. noch weit bis in die 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts hinein, Feuerwehrfahrzeuge nur in offenen Versionen gab. Das bedeutete, dass die Mannschaft bei ihren Einsätzen vollkommen ungeschützt der Witterung ausgeliefert war. Einer Verweichlichung der Feuerwehrleute sollte damit vorgebeugt werden. Bei Regen, Schnee, Sturm und Kälte saßen die Männer auf Holzbänken, die meist noch in Längsrichtung an der Seite des Fahrzeugs angebracht waren. Es wäre bestimmt nicht einfach gewesen, sich hier noch fertig anzuziehen; denn es sollte im Einsatz oft vorkommen, dass Feuerwehrleute mit der halben Ausrüstung unter dem Arm sich erst in der Fahrzeugkabine während der Alarmfahrt, fertig einsatzbereit machten.

Ob das Fahrzeug in die Typenbezeichnung Schweres Löschgruppenfahrzeug SLG umbenannt wurde, wie es der Runderlass des Reichsministers des Inneren vom 16. Februar 1940 für die Klasse 3,0 Tonnen festlegte,  ist nicht bekannt.

Nach dem Krieg bekam dann die Feuerwehr ihre rote Farbe zurück, wobei die Kotflügel in Schwarz gespritzt wurden. Auch die Bezeichnung wurde geändert. Die KS 15 lief nun unter LF 15

In den 1950er Jahren wurde das LF 15 bei den Schnelligkeitswettbewerben eingesetzt und dafür extra umgebaut und ausgerüstet. Die beiden Haspeln in den hinteren Seitenfächern wurden durch Rollschläuche ersetzt und im Heck des Fahrzeugs wurde eine Tragkraftspritze, TS 8, eingeschoben. Wegen der Proteste anderer Teilnehmer mussten die Fächer mit den C-Schläuchen dann noch geschlossen werden. Mit einem Stück Zeltplane und ein paar Druckknöpfen war dann auch schnell den Vorschriften Genüge getan und die Grundlage für viele erfolgreiche Teilnahmen war geschaffen.


(Schnelligkeitsgruppe vor dem LF 15)      -      vorne  knieend  von  links   Erich Wünnenberg  und  Fritz  Genzel (sen.)  dahinter von links: August Astrath (GF),  Heinz Hellmann (Melder),  Ernst Westerhoff (MA),  Fritz Genzel, jun (AM),  Peter Stiegen (AF),  Hans-Gerd Stiegen (WM),  Horst Astrath (WF),  Willi Fuchs (SM),  Günther Claahsen (SF)

Entsprechend den Ausbildungsvorschriften für die Feuerwehr AVF 1, -Die Gruppe-, musste eine Gruppenübung mit Wasserentnahme aus offener Wasserstelle, Wasserbehälter, Teich oder von offenem Gewässer und Vornahme von 3 C-Rohren so schnell wie möglich und dabei noch fehlerfrei absolviert werden. Schiedsrichter achteten auf jede Kleinigkeit und vergaben Strafsekunden. Dass bei dem Wettkampf natürlich die Fetzen flogen, kann man sich vorstellen. So kam es in Heiligenhaus einmal vor, dass beim Absetzen, besser gesagt beim Hinknallen, der Tragkraftspritze der Pumpenrahmen, der Pumpenschlitten brach. Das Herzstück der Wasserversorgung war lädiert. Der Schock dauerte nur Sekunden, die Pumpe sprang trotzdem an und funktionierte noch. Auch die Übung lief wie geschmiert. Wehrführer Pletsch konnte wieder stolz auf seine Männer sein und sich über deren Platz 1. freuen        (ein paar Bilder von einem Schnelligkeitswettbewerb sind auf der zu diesem Bericht gehörenden Seite mit den Fotos anzuschauen)

Ein Mehrzeiler, auf einem Bierdeckel notiert, wurde bei der Siegerehrung vorgetragen:

Hinter dem Fahrzeug angetreten die Mannschaft stand,
voll konzentriert mit feuchter Hand.
“Zum Angriff fertig“ der Befehl dann kam
Und jeder ein Gerät sich nahm,
die Pumpe schnell ins richtige Eck.
Doch dann passierte es, oh Schreck,
der Pumpe brach der Schlitten weg.
Da stand sie nun und war lädiert,
als hätte sie den Dienst quittiert.
Der Maschinist, geschockt, er schmiss den Hebel rum.
Tock, tock …tock,tock, es saß noch Leben drin.
Die Pumpe lief, ein Jubelschrei
Velbert war im Kampf um die Plätze noch dabei.
Dass es dann auch noch der Erste wurd’
ist eigentlich absurd

   
  LF-15  auf der Schulstraße vor der Wache  LF 15 bei der Übung am alten Güterbahnhof

Mit der Beschaffung von neuen und modernen Löschfahrzeugen und auch durch die Fahrzeuge des Zivilen Bevölkerungsschutzes kam das LF 15 zu Anfang der 1960er Jahre in die 2. Reihe. Wegen der Zunahme der technischen Hilfeleistungen und einem Mehr an Gerätschaften wurde der Stoßwagen (LF 15) von den hauptamtlichen Kräften zu einem Gerätewagen umgebaut. Unter anderem wurde auf dem jetzt “GW“  Schaummittel verladen. Das Schwerschaummittel hieß Tutogen und wurde aus Tierabfällen hergestellt. Dementsprechend war auch sein Geruch. Zu der Zeit war Schreiner Hans bei der Feuerwehr beschäftigt. Dieser arbeitete nicht gern mit Holzschrauben. Seine Welt waren zöllige Nägel, je länger,  desto besser. Es kam, wie es kommen musste. Beim nachträglichen Anbringen einer Holzleiste im Gerätewagen wurden drei 20 Liter Schaummittelbehälter unbemerkt mit angenagelt. Das langsam auslaufende Tutogen suchte sich nun seinen Weg und lag irgendwann als Pfütze unter dem Fahrzeug. Erst als die Geruchsbelästigung immer größer wurde, ging man der Sache nach. Das Fahrzeug wurde an der betreffenden Stelle ausgeräumt. Nur die Schaummittelbehälter bekam man nicht vom Fleck. Schreiner Hans hatte ganze Arbeit geleistet. Das Gelächter war groß und ihm wurde nahegelegt, sich doch in Zukunft auf passende Holzschrauben umzustellen.

Durch den Umbau des LF 15 zum Gerätewagen wurde auch die Mannschaftskabine zweckentfremdet und nun zum Lagerraum. Für die Beseitigung von Ölspuren, die auch unter die technischen Hilfeleistungen fallen, wurden entsprechende Binde- und Abstumpfmittel auf dem Gerätewagen verladen. Konnte das Fahrzeug vorher eine Gruppenbesetzung, (1/8) aufnehmen, so war jetzt nur noch Platz für eine Truppbesetzung (1/2). 

An einem Sonntagmorgen im Jahr 1965 schrillte in der Wache die Alarmglocke. Wieder einmal musste eine Ölspur beseitigt werden. Die Alarm- und Ausrückeordnung sah zu dieser Zeit vor, dass das Fahrzeug  von einem höheren und einem untern Dienstgrad besetzt werden sollte.  OBM Wünnenberg und OFM Manni Laurenz rückten also aus. Die Ausfahrt an der alten Feuerwache war zur Schulstraße hin.

Ein Augenzeuge berichtet: Ich hatte keinen Dienst, ging zum Fenster und wollte schauen, welches Fahrzeug ausrückte. Um die Ecke Schulstr./Nordstraße sauste unser selbst umgebauter Gerätewagen. Ich traute meinen Augen nicht, als plötzlich die Beifahrertür aufflog und OBM Wünnenberg auf die Straße purzelte. Manni, der das Fahrzeug fuhr, schaute erschrocken zu mir rauf, nachdem er gebremst hatte. Er zog die Augenbrauen hoch und zuckte mit den Schultern. Inzwischen hatte “Wünn“  sich wieder aufgerappelt und stieg ins Auto. Dann fuhr das Fahrzeug weiter zum Einsatzort.

Den verbalen, kameradschaftlichen Austausch von Zärtlichkeiten mit handfesten deutschen Worten zwischen einem Vorgesetzten und einem Untergebenen kann man sich gut vorstellen. Manni war nach Beendigung des Einsatzes noch so fertig, dass er trotz Einweiser beim rückwärts Einparken in die Garage den Pfeiler getroffen hat.

Der vorgenannte Einsatz wird wohl einer der letzten gewesen sein; denn noch in 1965 wurde das Fahrzeug an die Werksfeuerwehr der Fa. Hülsbeck und Fürst (HuF) übergeben.